REWI: Die Rechtswissenschaftliche Fakultät hat Sie lange begleitet: Diplomstudium, Doktorat, Sie haben sich an der Fakultät habilitiert und anschließend als Professorin am Institut für Arbeitsrecht und Sozialrecht gelehrt und geforscht. Was haben Sie aus dieser Zeit besonders in Erinnerung?
Beatrix Karl: Diese Zeit war für mich eine sehr prägende. Ich habe viel gelernt – nicht nur Rechtliches, sondern auch viel an Lebenserfahrung. Ich habe viele Freundschaften geschlossen, die bis heute aufrecht sind, und ich habe dort vor über 28 Jahren meinen Mann kennengelernt.
REWI: Würde Ihre Studienwahl nochmals auf Jus fallen?
Beatrix Karl: Ja, auf jeden Fall! Als Juristin ist man vielseitig einsetzbar, das Studium bietet sehr viele berufliche Möglichkeiten. Darüber hinaus lernt man im Jus-Studium logisches, strukturiertes Denken und man erhält ein Wissen, das nicht nur im beruflichen Leben von Vorteil ist, durchziehen doch rechtliche Fragen unser ganzes Leben – sozusagen von der Wiege bis zur Bahre.
REWI: Wie kam Ihr Einstieg in die Politik?
Beatrix Karl: Als Arbeits- und Sozialrechtlerin wurde ich von der ÖVP und insbesondere ihrer Arbeitnehmer-Organisation, dem ÖAAB, immer wieder als Expertin beigezogen. Dabei habe ich an der Politik Gefallen gefunden und sie scheinbar auch an mir, denn im Jahr 2005 durfte ich – leider erfolglos – für den Steiermärkischen Landtag kandidieren. Ein Jahr später war meine Kandidatur zum Nationalrat hingegen erfolgreich und so hat alles begonnen.
REWI: Sie standen stark im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit. Wie war das für Sie?
Beatrix Karl: Neben vielen schönen und bereichernden Begegnungen mit Menschen aus verschiedensten Lebensbereichen war das Leben als öffentliche Person teilweise auch belastend, weil das Privatleben sehr eingeschränkt war. Man muss sich als Politikerin dessen bewusst sein, dass man immer in der Öffentlichkeit steht. Die Öffentlichkeit lässt sich nicht nach Belieben herbeiholen und wieder wegschicken.
REWI: Eine Anekdote aus Ihrer Zeit als Ministerin?
Beatrix Karl: Viele von der Justiz enttäuschte Menschen waren der Meinung, dass ich als Justizministerin die oberste Richterin bin, und haben mir daher ihre vermeintlichen „Fehlurteile“ mit der Bitte geschickt, diese doch zu ändern. Bei einer öffentlichen Veranstaltung in Graz hat sich einmal ein Mann zu Wort gemeldet, der mir ein solches „Fehlurteil“ zukommen hat lassen und hat gefragt, wann ich dieses endlich ändere. Daraufhin habe ich lang und breit die unabhängige Justiz im Unterschied zu meiner Funktion als Justizministerin dargestellt. Leider blieb die erwünschte Wirkung aus. Der Mann wurde aggressiv, ist aufgesprungen und hat mich angebrüllt: „Frau Minister, wofür werden Sie eigentlich bezahlt?“
REWI: Sie gingen 2017 von der REWI an die Pädagogische Hochschule Steiermark und sind dort als Vizerektorin für Forschung und Entwicklung tätig. Gibt es Unterschiede zwischen der Arbeit an einer Pädagogischen Hochschule und an der Uni?
Beatrix Karl: Für meine konkrete Arbeit besteht der Unterschied darin, dass ich an der Uni in der Lehre und Forschung tätig war, während meine Tätigkeit an der Pädagogischen Hochschule Steiermark im Hochschulmanagement angesiedelt ist. Rechtliche Fragestellungen beschäftigen mich aber nach wie vor, nur handelt es sich schwerpunktmäßig um Studienrecht. Generell liegt der größte Unterschied darin, dass die Universitäten autonom und die Pädagogischen Hochschulen nachgeordnete Dienststellen des BMBWF sind.
REWI: Welche Ideen würden Sie gerne als Vizerektorin umsetzen? Welche Herausforderungen kommen auf die (Pädagogischen) Hochschulen zu?
Beatrix Karl: Mein größter Wunsch ist es, die Pädagogische Hochschule Steiermark in die Autonomie zu führen. Ich habe diesen Prozess als Angehörige der Universität Graz miterlebt und sehe in der Autonomie sehr klar große Vorteile. Davon konnte ich mich auch als Wissenschaftsministerin überzeugen.
REWI: Was macht Beatrix Karl gerne, wenn sie aus dem Büro geht und frei hat?
Beatrix Karl: Ich bin sehr gerne in der Natur, sei es im eigenen Garten oder auch beim Wandern.